„Es braucht ein gesamtgesellschaftliches Umdenken“
Die Familie ist neben der Gesundheit das Wichtigste für den Großteil der Südtirolerinnen und Südtiroler, wie die Ergebnisse der aktuellen Familienstudie zeigen. Was aber auch ganz klar hervorgeht: Südtirols Eltern wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
„Die Studie belegt nun mit offiziellen Zahlen, worauf der Familienverband schon seit Jahren aufmerksam macht“, sieht sich Verbandspräsidentin Angelika Mitterrutzner bestätigt.
Südtirolerinnen und Südtiroler haben eine sehr positive Einstellung und Sichtweise zu Familie und auch die Ehe wird nicht als überholte oder veraltete Form des Zusammenlebens verstanden. Im Schnitt bekommt eine Südtirolerin 1,7 Kinder. Eltern würden sich aber sogar 2,2 Kinder wünschen. Über 81 Prozent wünschen sich die Möglichkeit eines Wartestandes in den ersten drei Lebensjahren des Kindes. Gerade in dieser ersten Zeit hat die Betreuungssituation einen enormen Einfluss auf die weitere Entwicklung eines Kindes, wie der KFS schon seit Jahren betont. Fast 74 Prozent der Befragten schlagen flexiblere Arbeitszeiten als Maßnahme für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor. Etwa 71 Prozent wünschen sich Unterstützung in schwierigen Momenten oder bei der Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen. Außerdem sind über 90 Prozent der Südtirolerinnen und Südtiroler der Meinung, dass beide Elternteile sich gleichermaßen bei der Erziehung der Kinder einbringen sollten.
„All das zeigt uns, dass unsere Forderungen und unsere Angebote die Bedürfnisse der Familien im Land widerspiegeln“, erklärt Mitterrutzner. „Gestützt auf tatsächliche Statistik ist nun noch klarer, in welche Richtung unser Weg und jener der Familienpolitik gehen muss. Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Umdenken.“ Väter wollen mehr Verantwortung in der Erziehungsarbeit übernehmen – Elternzeit beanspruchen aber nur wenige. Vielmehr sind es die Frauen, die mit der Geburt eines Kindes zu zwei Dritteln in Teilzeit gehen. Dies ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass Männer im Schnitt mehr verdienen als Frauen, sondern auch der fehlenden Bereitschaft vieler Arbeitgeber. Eltern müssen sich oft innerhalb eines starren und unflexiblen Systems organisieren, das den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr gerecht werden kann. Das beginnt bei der de facto noch nicht vorhandenen Wahlfreiheit und hört bei veralteten Arbeitszeitmodellen auf. Dass es schier unmöglich scheint, Erziehungs- und Pflegejahre für die Rente anzuerkennen und Eltern – vor allem Müttern -, die zugunsten der Kindererziehung vom Arbeitsplatz fernbleiben die Altersarmut droht, sind nur einige Symptome.
„Der Wunsch nach mehr Familienzeit geht ebenfalls ganz deutlich aus der Studie hervor“, zeigt Mitterrutzner auf. „Familie zu haben, bedeutet in manchen Momenten sicherlich auch auf eigene Bedürfnisse zu verzichten. Doch für ein glückliches Familienleben ist es unabdingbar, dass Väter und Mütter neben der Zeit für ihre Kinder auch Zeit für sich selbst finden und auch die Paarbeziehung pflegen können.
Der Katholische Familienverband Südtirol fordert daher:
- die gesellschaftlichen und politischen Verantwortungsträger dazu auf, die positive Grundeinstellung zur Familie nach außen zu tragen.
- Wahlfreiheit zu ermöglichen und unbedingt eine ideelle und finanzielle Anerkennung und Aufwertung der Erziehung zu Hause umzusetzen. Eine direkte Unterstützung der Eltern und kann entweder für die Betreuung zu Hause verwendet werden, oder aber außerfamiliäre Einrichtungen (Tagesmutter, Kita) finanzieren.
- geeignete Teilzeitmodelle und erleichterte Wiedereinstiegsmöglichkeiten. Neben den flexiblen Arbeitszeitmodellen sollte man sich auch Gedanken machen, ob die wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden auf 38 oder 35 Stunden reduziert werden könnte. Somit könnten Eltern mehr Zeit für die Familie (Kinder oder Pflege von Angehörigen) oder soziales Engagement aufwenden.
- Das Potenzial, das in Südtirol vorhanden ist, muss ausgebaut und von der Politik konsequent belohnt werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt nur auf diese Weise nicht nur ein Slogan, sondern wird das Fundament des Gemeinwohls aller.