Glücklich sein, eine eigene Familie und ein sicherer Arbeitsplatz – Das sind die Wünsche junger Südtirolerinnen und Südtiroler für ihre Zukunft. Alles unter einen Hut zu bekommen, wird aber vor allem Frauen nicht leicht gemacht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vielfach ein schier unmögliches Unterfangen, wie der Katholische Familienverband Südtirol (KFS) anlässlich des Weltfrauentages hervorheben möchte.
Der KFS wünscht sich für den Weltfrauentag oder auch Frauenkampftag, dass es nicht nur bei Blumengrüßen bleibt, sondern Frauen vor allem mehr Achtung und Respekt entgegengebracht wird. „Wir feiern die vielen Frauen, die sich ehrenamtlich für andere einsetzen, selbstbestimmt ihren Weg gehen und auch in schwierigsten Situationen Durchhaltevermögen beweisen und Herausforderungen annehmen. Wir feiern die Mütter und Väter, die ihre Töchter zu mutigen, selbstbewussten und engagierten Persönlichkeiten erziehen“, erklären die Frauen im KFS.
Vieles, was wir heute als selbstverständlich erachten, war noch vor 60 Jahren undenkbar. Erst Mitte der 70er Jahre wurde die väterliche Gewalt über die Kinder auch auf die Mutter ausgedehnt. Noch bis 1963 konnten arbeitende Frauen im Fall einer Eheschließung fristlos gekündigt werden. Heute sind weibliche Arbeitskräfte ein zentraler Motor für Südtirols Wirtschaft. „Hochqualifiziert“ und „gut ausgebildet“ sind die Schlagworte, wie sie für junge Frauen in unserem Land gefunden werden. Es ist kein Wunder, dass die Wirtschaft auf diese weiblichen Arbeitskräfte nicht verzichten möchte und junge Mütter so bald als möglich wieder in den Arbeitsprozess integrieren möchte. Andererseits gibt es in Südtirol auch genügend Fälle, in denen Mütter kaum die Möglichkeit geboten wird, eine Vollzeit- in eine Teilzeitstelle umzuwandeln, weil der Schritt zur Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle oder Telearbeit noch nicht geschafft wurde. Frau sein lässt sich nicht auf eine Rolle reduzieren. Frauen möchten sich beruflich beweisen, sie möchten Gesellschaft gestalten und ihren Kindern gute Mütter sein. Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aber liegt noch einiges im Argen, das dem im Wege steht.
Gerade die Arbeit von Frauen scheint nur von Wert zu sein, wenn es sich um Erwerbsarbeit handelt. Entscheidet eine Mutter, zugunsten der Kindererziehung zu Hause zu bleiben, dann kann das eine reelle Gefahr bedeuten, später in Altersarmut zu geraten. An der Anerkennung der Erziehungs- und Pflegejahre für die Rente ist deshalb unbedingt weiterzuarbeiten.
Zeit für ihre Kinder wünschen sich laut aktueller Familienstudie beide Eltern. Es sind aber meist die Frauen, die Elternzeit nehmen oder ihre Arbeit aufgeben. Einerseits, weil sie es wollen und es ihnen wichtig ist, ganz für ihr Kind da zu sein, andererseits ist es für das finanzielle Auskommen der Familie oft entscheidend, dass die Frau, nicht der Mann in Elternzeit geht, um auch den Gender-Pay-Gap anzusprechen. Es gibt also noch viel zu tun!
Einen nächsten Schritt wird der KFS gemeinsam mit den Frauen im KVW, der Katholischen Frauenbewegung der Diözese Bozen-Brixen, dem Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, den Südtiroler Bäuerinnenorganisation und dem Südtiroler Jugendring setzen und den politischen Entscheidungsträgern einen Maßnahmenkatalog für die nächste Legislaturperiode vorlegen.